Zum ersten mal haben unsere 2-Jährigen, die im August neu in die Gruppe gekommen sind, bei einer Monatsfeier zugesehen. Deshalb habe ich rasch vorher ein paar Bilder gemacht, denn meine Kollegin war mit der Betreuung der Kleinen während des Puppenspiels vollbeschäftigt. So gibt es diesmal keine "Livebilder".
Das Zwergenstübchen und den angrenzenden Schrank bedeckt nun ein dunkelbrauner Samt. Zum einen hebt er die warmen Herbstfarben der kleineren Tücher und der Früchte hervor, zum anderen "beruhigt" die dunkle Farbe das Auge. Aus letzterem Grund habe ich die Kulisse auch bewusst wenig bestückt, da einige der Kinder schnell unruhig bei zu viel optischen Reizen reagieren. Die gesamte Monatsfeier musste ich dieses mal stark abkürzen und das Alter der Allerjüngsten berücksichtigen.
Zunächst unser Anfangslied "Es war eine Mutter..." und dann drehen wir die Jahreszeitenuhr aus Holz ein Bildchen weiter. Es zeigt die Früchte des Septembers und wir überlegen, wer Geburtstag in diesem Monat hat.
Dann ein paar Klänge auf dem Glockenspiel und das Puppentheater beginnt.
Am Zwergentisch sitzen Michls Freunde und bekommen von ihm Tee serviert. Michl hat dafür ein Blatt aus dem Garten geholt und jedes Kind darf an der winzigen Teekanne riechen und raten (Pfefferminze).
Danach kündigt er den Freunden ein Süppchen zum Mittagessen an und geht mit dem Korb zum dicken Baum. Da stehen schon einige dicke (Holz)Pilze und Michl staunt. Dann findet er kleine Pilze (von mir vorher aus Knetwachs hergestellt) und sammelt alle in seinen Korb.
Schnecki kommt des Weges und schaut, was Michl gesammelt hat. Oh, Oh, sie warnt den Zwerg, denn er hat auch giftige Pilze dabei! Sie hilft ihm nun beim Sortieren. Die Guten für Michl, die Giftigen frisst sie selbst, denn Schnecken dürfen das. Michl bedankt sich und geht nach Hause und kocht die Suppe.
Mit ein paar Glockenspielklängen klingt das Spiel aus und alle Kinder gehen auf den sonnigen Hof.
Sonst hänge ich noch ein passendes Lied an und zeige den Kindern die passende Seite des Buches, das auf Michls Kommode steht.
Dienstag, 11. September 2012
Freitag, 20. Juli 2012
Monatsfeier im Kindergarten - August
Da wir bis zum 17. August schließen, habe ich die Augustfeier vorgezogen. So gibt es vor den Ferien noch ein Puppenspiel. Kein Problem für uns, dass es noch Juli ist...
Zunächst unser Anfangslied "Es war eine Mutter..." und dann drehen wir unsere Jahreszeitenuhr wieder einen Monat weiter. Ich erkläre: wenn in einer Woche unsere Ferien beginnen, fängt auch der Monat August an.
Was wissen wir alles über den August?
Wer hat in dem Monat Geburtstag? Wer fährt in den Urlaub? Welche neuen Kinder und welche Kollegin kommen dann in unsere Gruppe? Was für Blumen sehen wir im Garten? Das Korn wird reif und die Himbeeren auch. Die Äpfel haben eine erkennbare Größe erreicht, manche haben gar schon rote Bäckchen!
Michls Stube hat ein orangenes Tuch erhalten und den Schrank, auf dem das Puppenspiel stattfindet, bedeckt ein blaues Tuch (als Wasser), in der Mitte ist eine Insel aufgebaut (Kann man auch mit richtigem Sand machen!). Ein Holzschiffchen steht bereit.
Einige Klänge auf dem Glockenspiel leiten das Puppentheater ein.
Michl hat vor einiger Zeit eine Schatzkarte gefunden! Es ist Wasser darauf zu sehen und eine Insel mit zwei Bäumen. Er zeigt sie den Kindern und jeder kann seine Vermutung äußern, wo dieser Ort sein könne und wie die Insel wohl heißt.
Blaumütz möchte auch mit und krabbelt heimlich in Michls Reisetasche, in der sich schon jede Menge Nüsse als Reiseproviant befinden.
Michl sticht in See und kurvt mit dem Boot bei hohem Wellengang durch den ganzen Gruppenraum. Zwischendurch hört Michl ein seltsames, leises Fiepen, doch er glaubt, dass es Möwen sind. Der Sturm lässt nach und er nähert sich der Insel. Da ertönt aus der Tasche ein gedämpftes Gejammer - Michl staunt: Blaumütz! Blaumütz ist seekrank geworden. Nun an der frischen Luft wirds ihm besser. Blaumütz klettert am Mast hoch und hält Ausschau: Insel voraus! Dann plumpst der Tolpatsch auch noch ins Wasser und Michl muss ihn heraus fischen.
Die Zwerge betreten die Insel und finden anhand der Karte die Stelle, wo sie graben müssen.
Da! Ein Kästchen ist im Sand verborgen!
Michl öffnet es und findet darin - eine Hängematte und ein Buch. Er freut sich, genau das braucht er zum Urlaub machen. Er spannt die Hängematte zwischen die Bäume und legt sich hinein. Herrlich!
Blaumütz überlegt nicht lange, er hängt Michls Tasche in den Baum und legt sich da hinein, das schaukelt supergut. Auch er freut sich: er hat zwar kein Buch, aber jede Menge Nüsse...
Mit dem Glockenspiel klingt das Puppenspiel aus.
Wir singen unser Sommerferien-Lieblingslied: "Wenn der Sommer kommt..."
![]() |
Michl zeigt die Schatzkarte |
Was wissen wir alles über den August?
Wer hat in dem Monat Geburtstag? Wer fährt in den Urlaub? Welche neuen Kinder und welche Kollegin kommen dann in unsere Gruppe? Was für Blumen sehen wir im Garten? Das Korn wird reif und die Himbeeren auch. Die Äpfel haben eine erkennbare Größe erreicht, manche haben gar schon rote Bäckchen!
Michls Stube hat ein orangenes Tuch erhalten und den Schrank, auf dem das Puppenspiel stattfindet, bedeckt ein blaues Tuch (als Wasser), in der Mitte ist eine Insel aufgebaut (Kann man auch mit richtigem Sand machen!). Ein Holzschiffchen steht bereit.
Einige Klänge auf dem Glockenspiel leiten das Puppentheater ein.
Michl hat vor einiger Zeit eine Schatzkarte gefunden! Es ist Wasser darauf zu sehen und eine Insel mit zwei Bäumen. Er zeigt sie den Kindern und jeder kann seine Vermutung äußern, wo dieser Ort sein könne und wie die Insel wohl heißt.
Blaumütz möchte auch mit und krabbelt heimlich in Michls Reisetasche, in der sich schon jede Menge Nüsse als Reiseproviant befinden.
Michl sticht in See und kurvt mit dem Boot bei hohem Wellengang durch den ganzen Gruppenraum. Zwischendurch hört Michl ein seltsames, leises Fiepen, doch er glaubt, dass es Möwen sind. Der Sturm lässt nach und er nähert sich der Insel. Da ertönt aus der Tasche ein gedämpftes Gejammer - Michl staunt: Blaumütz! Blaumütz ist seekrank geworden. Nun an der frischen Luft wirds ihm besser. Blaumütz klettert am Mast hoch und hält Ausschau: Insel voraus! Dann plumpst der Tolpatsch auch noch ins Wasser und Michl muss ihn heraus fischen.
Die Zwerge betreten die Insel und finden anhand der Karte die Stelle, wo sie graben müssen.

Michl öffnet es und findet darin - eine Hängematte und ein Buch. Er freut sich, genau das braucht er zum Urlaub machen. Er spannt die Hängematte zwischen die Bäume und legt sich hinein. Herrlich!

Mit dem Glockenspiel klingt das Puppenspiel aus.
Wir singen unser Sommerferien-Lieblingslied: "Wenn der Sommer kommt..."
Labels:Tierschutz
Waldorfsachen / Monatsfeier
Freitag, 6. Juli 2012
Monatsfeier im Kindergarten - Juli
Als ich im Garten die vielen Walderdbeeren sah, beschloss ich, die Monatsfeier im Juli draußen zu machen. Auf einem niedrigen Tisch baute ich das Zwergenstübchen mitten zwischen die Erdbeeren, die Bänke und Stühle für die Zuschauer/innen platzierte ich mit geringem Abstand zur "Bühne".
Wunderbarerweise hatten wir am Mittwoch auch Glück mit dem Wetter!
Bevor wir zum Puppenspiel nach draußen gingen, sangen wir unser Lied "Es war eine Mutter..."
Die Jahreszeitenuhr drehten wir ein Bildchen weiter und sammelten unser Wissen vom Monat Juli: Erdbeerzeit, die Kirschen werden rot, die Ferien beginnen, es gibt Wärmegewitter, die Übernachtung im Kindergarten steht an, wer hat Geburtstag? Wer feiert Abschied? Wohin geht die Reise in den Urlaub?
"Es ist so weit, Erdbeerzeit!" singt Michl, der Zwerg und stellt einen Teller mit Erdbeeren in die Sonne zum Trocknen. Damit er im Winter Erdbeerbrei kochen kann und Futter für die hungrigen Tiere hat.
Als er wieder im Stübchen ist, stellt er Blaumütz ein Tellerchen mit einer Erdbeere zum Probieren hin. Der kleine Tolpatsch freut sich über die "Berteere" - alle lachen, dann sagt er "Bergbeere" und noch " Zwergbeere"- ! Die Kinder sprechen ihm lachend das Wort richtig vor, doch es kommt immer nur lustiges Zeugs bei ihm heraus!
Als Michl die trocknen Erdbeeren reinholen will, sieht er Schnecki, die sich über die Früchte hergemacht hat. Puuh, die sind ja voll Schneckenschleim, da will er rasch neue sammeln gehen und überzeugt Schnecki, mitzugehen.
Die Schnecke läuft nicht gern, also trägt Michl sie. Oh, wie die klebt! Sie zieht sich in ihr Haus hinein und Michl schleppt die schwere Schnecke zum Erdbeerhang am Bach.

Also pflückt Michl notgedrungen neue Erdbeeren. Doch als er dem Korb den Rücken zuwendet, macht sich Schnecki wieder drüber her und verschleimt alles.
Michl überlegt mit den Kindern, was er nun tun könne. Alle sind etwas ratlos weil die Schnecke sich nicht überzeugen lässt.

Nun kann Schnecki nicht mehr auf seine Seite und er kann in Ruhe Erdbeeren pflücken. Er summt vergnügt sein Erdbeerliedchen...
Zum Schluss verteilt Michl die kleinen Walderdbeeren an die Kinder, jeder nimmt sich eine aus dem winzigen Körbchen heraus...
Labels:Tierschutz
Waldorfsachen / Monatsfeier
Donnerstag, 21. Juni 2012
Meine Morgenlandreise nach Nepal - Teil 8
Pokhara am Fewa-Lake
In Pokhara angekommen, ließ ich mich und meinen Rucksack bereitwillig von einem Schlepper ins Taxi bugsieren. Heinrich hatte ihm rasch Gehör geschenkt denn mein Zustand ließ keine Wahl mehr zu. Hauptsache mit WC.
Das Nepal Guest House entpuppte sich als preiswerte und hübsche Unterkunft, sogar mit Dusche!
Allmählich beruhigte sich mein Inneres und wir erkundeten noch am selben Abend den Ort.
Pokhara wirkte kleinstädtisch, ruhig und gemütlich. Die Lage am Fewa-Lake bereitete uns traumhafte Aussichten, auch auf die Bergriesen, trotz einiger Wolken.
Das Dach der Welt: Annapurna und Dhaulagiri, beide über 8000m hoch, erhoben sich in der Ferne. Unruhige Freude erfüllte uns bei dem Anblick, morgen würden wir die Treckingtour ins Annapurna-Massiv starten!
Auch trotz der vielen Touristengeschäfte entlang des Seeufers war der Ort eher beschaulich. Weniger beschaulich verhielt sich Heinrich. Die vielen kleinen Läden besaßen eine umwerfende Auswahl an Stoffen, Decken und Hippie-Klamotten. Nur unter Androhung schwerster Strafen und den Hinweis auf unseren Taschenberg im Hotel in Kathmandu, schaffte ich es, ihn in Schach zu halten.
Ein romantisches Dinner mit Blick auf den See entschädigte mich dann entgültig für die Strapazen der Busfahrt.
Am nächsten Morgen gäbe es sicher klare Sicht auf den Annapurna, der Helikopterflug würde unvergesslich werden! Mancher fragt sich vielleicht, warum wir nicht per Bus in die Berge fuhren. Ganz einfach: es gab keine Straßen! "Extrem verkehrsfeindliches Gelände" nennt sich diese Landschaftsform.
Wir hatten uns einen uralten Pilgerweg als Treckingroute ausgewählt, der in einem alternativen Reiseführer ausführlich beschrieben wurde. Damit wir uns nicht verlaufen würden und auch sonst nichts schief geht...
In Pokhara angekommen, ließ ich mich und meinen Rucksack bereitwillig von einem Schlepper ins Taxi bugsieren. Heinrich hatte ihm rasch Gehör geschenkt denn mein Zustand ließ keine Wahl mehr zu. Hauptsache mit WC.
Das Nepal Guest House entpuppte sich als preiswerte und hübsche Unterkunft, sogar mit Dusche!
Allmählich beruhigte sich mein Inneres und wir erkundeten noch am selben Abend den Ort.
Pokhara wirkte kleinstädtisch, ruhig und gemütlich. Die Lage am Fewa-Lake bereitete uns traumhafte Aussichten, auch auf die Bergriesen, trotz einiger Wolken.
Das Dach der Welt: Annapurna und Dhaulagiri, beide über 8000m hoch, erhoben sich in der Ferne. Unruhige Freude erfüllte uns bei dem Anblick, morgen würden wir die Treckingtour ins Annapurna-Massiv starten!
Auch trotz der vielen Touristengeschäfte entlang des Seeufers war der Ort eher beschaulich. Weniger beschaulich verhielt sich Heinrich. Die vielen kleinen Läden besaßen eine umwerfende Auswahl an Stoffen, Decken und Hippie-Klamotten. Nur unter Androhung schwerster Strafen und den Hinweis auf unseren Taschenberg im Hotel in Kathmandu, schaffte ich es, ihn in Schach zu halten.
Ein romantisches Dinner mit Blick auf den See entschädigte mich dann entgültig für die Strapazen der Busfahrt.
Am nächsten Morgen gäbe es sicher klare Sicht auf den Annapurna, der Helikopterflug würde unvergesslich werden! Mancher fragt sich vielleicht, warum wir nicht per Bus in die Berge fuhren. Ganz einfach: es gab keine Straßen! "Extrem verkehrsfeindliches Gelände" nennt sich diese Landschaftsform.
Wir hatten uns einen uralten Pilgerweg als Treckingroute ausgewählt, der in einem alternativen Reiseführer ausführlich beschrieben wurde. Damit wir uns nicht verlaufen würden und auch sonst nichts schief geht...
![]() |
Frühstück im Nepal Guest House |
Sonntag, 3. Juni 2012
Monatsfeier im Kindergarten - Juni
Was wissen wir alles über den Juni?
Mit dem Juni beginnt der Sommer, Johannifeuer, Glühwürmchen in warmen Nächten, Junikäfer erobern den Garten, das helle Maigrün weicht dem satten Grün des Sommers, wer wird Geburtstag feiern? Der Juni wird auch Rosenmonat genannt...
Die Zwergenstube, die gleichzeitig Puppenbühne und Jahreszeitentisch ist, wird mit einem hellroten Samt belegt.
Den Schrank daneben bedeckt ein dunkelroter Samt und in der Vase stehen blühende Wildrosen. Ein kräftig-rosa Baumwolltuch unterstreicht die Farbe der Rosen und bringt sie zum Leuchten.
Das Glockenspiel erklingt, das Puppenspiel fängt an...
Blaumütz ist ein richtiger kleiner Tolpatsch, der aus Versehen immer Quatsch macht: er will auf dem Teekessel Trompete blasen, läuft über den Tisch, usw. Da gibt es immer viel zu Lachen!
Unter dem Wildrosenbusch bleiben sie stehen, und freuen sich über den Rosenduft. Blaumütz will aber noch mehr riechen und will hinauf klettern, sticht sich aber gleich an den Dornen. Michl möchte ihm das ausreden, doch Blaumütz lässt nicht locker, bis Michl ihn schließlich auf die Schulter nimmt, damit er an der Blüte riechen kann.
Als Michl ein paar Schritte zurückgeht, um seinen Freund wieder herunter zu lassen, geschieht es: Blaumütz bleibt im Rosenbusch oben hängen und quiekt, weil die Dornen ihn pieksen. (Große Aufregung bei den Kindern, denn alle sehen, dass ich ihn wirklich nicht mehr festhalte)
Dann plumpst er hinunter, und mit ihm zusammen fällt ein Rosenblatt herab.
Michl zieht dem jammernden Freund einen Dorn aus der Nase und plötzlich hören sie eine leise, feine Stimme: die Rose spricht zu ihnen.
Sie erklärt, dass sie dem Zwerg nicht weh tun wollte, doch sie braucht ihre Stacheln, damit die Nester der kleinen Vögel in Sicherheit vor den anderen Tieren sind. Das Rosenblatt hat sie den Zwergen zum Teekochen geschenkt.
Die Beiden bedanken sich und gehen mit dem duftenden Blatt Heim um Frühstückstee zu kochen.
Wir betrachten nach der Monatsfeier gemeinsam das Buch "Sommer". Wer sieht auf den Seiten den kleinen Zwerg mit der roten Mütze?
Meine Morgenlandreise nach Nepal - Teil 7
Mit dem Bus nach Pokhara
Die erste Woche neigte sich dem Ende zu und ich hatte mich quasi aklimatisiert. Das heißt: es rumpelte im Darm, die hiesigen Bakterienstämme machten es sich in mir gemütlich und vermehrten sich anscheinend prächtig.
Obwohl wir Rohkost, Salat und ungeschältes Obst mieden, wurden wir von asylsuchenden Bakterien geradezu überschwemmt. Schuld daran war höchstwahrscheinlich der Lassi, der absoluten Suchtcharakter besitzt. Lassi ist ein Joghurt-Mixgetränk mit frischen Früchten und Zucker. Da wir nur Orangenlassi bestellten, wähnten wir uns bezüglich der Bakterien auf der sicheren Seite...
Trotzdem machte ich mir darüber nicht allzu viele Gedanken, ich hatte seit jeher immer einen robusten Darm. Doch nun hatte ich leiche Bauchschmerzen.
In einem kleinen Trekking-Reisebüro in Thamel hatten wir Flugtickets für den Helikopter nach Jomsom, einem Bergdorf im Himalaya, besorgt. Von dort wollten wir unsere Wandertour in die Welt der Bergriesen des Annapurna-Massivs starten. Damit unterwegs kein Tourist verloren geht, muss man auch ein sog. Trecking-Permit beantragen, ein Ausweis mit Bild, der an mehreren Polizeiposten entlang der Wanderroute abgestempelt werden muss.
Unsere Rucksäcke wogen etwa 15-18 Kilo, obwohl wir nur das Nötigste mit hatten: warme Kleidung, Ersatzschuhe, Schlafsäcke, Isomatten, Kocher und Kochgeschirr, Proviant für eine Woche, irgendwie war alles sauschwer...
Die neuen Einkäufe wogen mindestens weitere 10 Kilos, so dass wir mit dem Hotelportier ausgemacht hatten, die etlichen Tüten und Taschen hier bis zum Rückflug im Hotel zu lagern. Nur den neuen Yakwolle-Pullover steckte ich noch ein. Obwohl Frühling war, musste man in den Höhen mit allen Wettern rechnen.
![]() |
Pappkartons kauende Kühe am Straßenrand |
Schon wieder leichte, krampfige Bauchschmerzen.
Ansonsten ging es mir gut auf meinem Fensterplatz im Bus.
Ich weiß nicht mehr, ob die Straße asphaltiert war, gefühlsmäßig würde ich nein sagen. Der uralte Reisebus rumpelte mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit über die Piste, an schroffen Abgründen entlang. Ich tauschte mit Heinrich den Platz, der Anblick etlicher Auto-, Bus- und LKW-Wracks in der Tiefe sorgte bei mir für Übelkeit.
Und noch mehr Grummeln im Darm.
Die Situation spitzte sich zu.
Haarnadelkurven, ständiges Hupen, Holperpiste, ich brachte unmenschliche Willenskraft auf, meinen Magen und Darminhalt bei mir zu behalten. Wenn es eine Hindugottheit der Selbstbeherrschung gibt, ich war jedenfalls ihre leibhaftige Inkarnation!
![]() |
Riesige Luftwurzeln an einem alten Baum |
Heinrich ließ sich gefüllte Teigtaschen schmecken, ich nicht. Mir graute vor dem zweiten Teil der Fahrt.
Ich habe tatsächlich fast keine Erinnerungen daran, so sehr war ich mit mir selbst beschäftigt. Ich weiß nur noch, dass die Haarnadelkurven und Abgründe irgendwann mit einer grünen Landschaft wechselten.
Montag, 21. Mai 2012
Meine Morgenlandreise nach Nepal - Teil 6
Kathmandu Music-Academy
Es wurde einfach nicht langweilig in Kathmandu. Beim Schlendern durch die Gassen standen wir dann vor einem Muskinstrumente-Geschäft. Während ich noch durch das Schaufenster die reich verzierten Instrumente bewunderte, stand Heinrich schon mittendrin.
Ich weiß nicht, ob die Hindus eine Gottheit haben, die nur für Musik zuständig ist, Heinrich jedenfalls ist leibgewordene Inkarnation einer Solchen.
Seine Finger probierten Tasten, Saiten, gespannte Häute... Er konnte mich immer wieder beeindrucken!
Begeistert von so viel Begeisterung erklärte die Verkäuferin ihre Instrumente und erkannte sofort in uns ein dankbares Publikum für das Sitar-Konzert, das am Abend stattfinden würde. Sie begann, uns den Weg zur Musik-Academy zu erklären, merkte aber schnell, dass wir niemals hinfinden würden, und so wollten wir uns hier zu gegebener Zeit vor dem Laden treffen, um dann gemeinsam zu gehen.
Bis dahin war noch Zeit und als es dämmerte, bestellten wir uns auf einer Restaurantterrasse ein Reisgericht mit grünem Gemüse und kleinen Erbsenfladen.
Dabei konnten wir das bunte Treiben auf der Straße betrachten: eine dürre Kuh, die mit ihrem Kalb vorbeitrottete, lachende, sich jagende Kinder in zerlumpten Kleidern, kleine Opfergaben, die mit einem Ritual und Gesang an Tempeltreppen abgelegt wurden, Frauen, die ganze Bündel von Räucherstäbchen entzündeten und neben Götterbildern befestigten, Gemüsereste, die für die streunenden Kühe vor die Haustüren geworfen wurden, eine Ratte, die über ein hoch in der Luft hängendes Stromkabel von einem Haus zum anderen gelangte...
Alles so selbstverständlich und friedfertig.
Wie verabredet trafen wir vor dem inzwischen geschlossenen Musikgeschäft die Verkäuferin, die uns durch die spärlich beleuchteten Gassen führte. Vor einem schlecht beleuchteten, abbruchreifen Gebäude forderte sie uns auf, einzutreten. Drinnen in der "Music-Academy" wartete ein Mann mit Laterne und beleuchtete eine provisorische, weil nicht vorhandene Treppe. Mit Vorsicht kraxelten wir in dem baufälligen Haus nach oben.
Und dann das Unfassbare: ein Saal, mit Teppichen und Sitzkissen und einer niedrigen Bühne. Schön mit Kerzen beleuchtet und bunten Tüchern dekoriert, so ganz nach Heinrichs Geschmack!
Der Duft der heiligen Pflanze lag schwer im Raum und wir machten es uns mit etwa 10 weiteren Gästen bequem.
Zwei europäische (!) Sitar-Virtuosen, begleitet von einem Tabla-Spieler entrückten uns in morgenländische Klangwelten. Eine Raga folgte der nächsten und der übernächsten und der überübernächsten. Nach etwa drei Stunden wusste ich einfach nicht mehr, wie ich sitzen sollte, jeder Gesäßfetzen war bereits plattgesessen und etwas beunruhigt musste ich daran denken, dass wir früh am nächsten Morgen den Bus nach Pokhara nehmen wollten. Nun ja, man ist ja nicht alle Tage in der Kathmandu Music-Academy und etwas mürbe bemühte ich mich, das Gespräch auf Englisch zwischen Heinrich und den Sitarspielern zu verfolgen. Ich verstand immerhin, dass sie in den 70-ern hier mit ihrem Hippiebus hängen geblieben waren und es zu beachtlichem Erfolg in der hiesigen Musikszene gebracht hatten. Eine beispielhafte Integration von Migranten sozusagen.
Wir überstanden den Abstieg im Treppenhaus und verabschiedeten und vor dem Haus von den Musikern und der Verkäuferin. Es mochte bereits 23.00 Uhr gewesen sein und wir peilten die Richtung an, aus der wir vermutlich gekommen waren.
Und dann gingen die Lampen aus. Alle. Ohne Ausnahme.
Wir standen in stockfinsterer Nacht an einem uns unbekannten Platz und sahen - nichts!
Das heißt, allmählich wurden einige Kerzen von den Hausbewohnern entzündet und auf die Türschwellen geklebt. Auch die wenigen noch besetzten Marktstände wurden durch warmgelbes Kerzenlicht erhellt.
Jede Nacht traf es einen anderen Stadtteil für mehrere Stunden: der Strom wurde einfach abgestellt!
Ein absolut authentisches Mittelalterfeeling...
Wir fragten einen Marktverkäufer nach dem Weg. Und als sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wunderten wir uns zeitgleich, was der da eigentlich verkaufte?
Er saß auf einem Berg Sand oder Streuseln. Neugierig fragten wir nach seiner Ware. Er konnte kein Englisch, deutete aber an, wir sollten von dem Berg etwas probieren.
Boah, essen meinte der? Von dem klumpigen dunklen Berg??? Auf dem er saß???
Wir nahmen jeder tapfer einige der faserigen Krümel in die Finger, Heinrich vermutete Opium, ich vermutete Kuhdung.
Wir hatten beide Unrecht: es war ein aromatischer, köstlicher Zucker! Der Traum eines jeden Reformhäuslers - rohester Rohrohrzucker in rohester Rohform!
Der Verkäufer freute sich über unsere überraschten Bleichgesichter, wickelte uns auf unseren Wunsch hin ein Kilo in Zeitungspapier ein und wir träumten uns durch die kerzenbeleuchtete Stadt.
Aus einer dämmrigen, halb offenen Stube klangen uns melodische Kirtans entgegen, fromme, folkloristische Lieder, die von Männern und Frauen auf landestypischen Instrumenten begleitet wurden. Wir setzten uns auf die Treppenstufen um zu lauschen und wussten nicht mehr, ob wir noch auf der Erde weilten.
Es wurde einfach nicht langweilig in Kathmandu. Beim Schlendern durch die Gassen standen wir dann vor einem Muskinstrumente-Geschäft. Während ich noch durch das Schaufenster die reich verzierten Instrumente bewunderte, stand Heinrich schon mittendrin.
Ich weiß nicht, ob die Hindus eine Gottheit haben, die nur für Musik zuständig ist, Heinrich jedenfalls ist leibgewordene Inkarnation einer Solchen.
Seine Finger probierten Tasten, Saiten, gespannte Häute... Er konnte mich immer wieder beeindrucken!
Begeistert von so viel Begeisterung erklärte die Verkäuferin ihre Instrumente und erkannte sofort in uns ein dankbares Publikum für das Sitar-Konzert, das am Abend stattfinden würde. Sie begann, uns den Weg zur Musik-Academy zu erklären, merkte aber schnell, dass wir niemals hinfinden würden, und so wollten wir uns hier zu gegebener Zeit vor dem Laden treffen, um dann gemeinsam zu gehen.
Bis dahin war noch Zeit und als es dämmerte, bestellten wir uns auf einer Restaurantterrasse ein Reisgericht mit grünem Gemüse und kleinen Erbsenfladen.
Dabei konnten wir das bunte Treiben auf der Straße betrachten: eine dürre Kuh, die mit ihrem Kalb vorbeitrottete, lachende, sich jagende Kinder in zerlumpten Kleidern, kleine Opfergaben, die mit einem Ritual und Gesang an Tempeltreppen abgelegt wurden, Frauen, die ganze Bündel von Räucherstäbchen entzündeten und neben Götterbildern befestigten, Gemüsereste, die für die streunenden Kühe vor die Haustüren geworfen wurden, eine Ratte, die über ein hoch in der Luft hängendes Stromkabel von einem Haus zum anderen gelangte...
Alles so selbstverständlich und friedfertig.
Wie verabredet trafen wir vor dem inzwischen geschlossenen Musikgeschäft die Verkäuferin, die uns durch die spärlich beleuchteten Gassen führte. Vor einem schlecht beleuchteten, abbruchreifen Gebäude forderte sie uns auf, einzutreten. Drinnen in der "Music-Academy" wartete ein Mann mit Laterne und beleuchtete eine provisorische, weil nicht vorhandene Treppe. Mit Vorsicht kraxelten wir in dem baufälligen Haus nach oben.
Und dann das Unfassbare: ein Saal, mit Teppichen und Sitzkissen und einer niedrigen Bühne. Schön mit Kerzen beleuchtet und bunten Tüchern dekoriert, so ganz nach Heinrichs Geschmack!
Der Duft der heiligen Pflanze lag schwer im Raum und wir machten es uns mit etwa 10 weiteren Gästen bequem.
Zwei europäische (!) Sitar-Virtuosen, begleitet von einem Tabla-Spieler entrückten uns in morgenländische Klangwelten. Eine Raga folgte der nächsten und der übernächsten und der überübernächsten. Nach etwa drei Stunden wusste ich einfach nicht mehr, wie ich sitzen sollte, jeder Gesäßfetzen war bereits plattgesessen und etwas beunruhigt musste ich daran denken, dass wir früh am nächsten Morgen den Bus nach Pokhara nehmen wollten. Nun ja, man ist ja nicht alle Tage in der Kathmandu Music-Academy und etwas mürbe bemühte ich mich, das Gespräch auf Englisch zwischen Heinrich und den Sitarspielern zu verfolgen. Ich verstand immerhin, dass sie in den 70-ern hier mit ihrem Hippiebus hängen geblieben waren und es zu beachtlichem Erfolg in der hiesigen Musikszene gebracht hatten. Eine beispielhafte Integration von Migranten sozusagen.
Wir überstanden den Abstieg im Treppenhaus und verabschiedeten und vor dem Haus von den Musikern und der Verkäuferin. Es mochte bereits 23.00 Uhr gewesen sein und wir peilten die Richtung an, aus der wir vermutlich gekommen waren.
Und dann gingen die Lampen aus. Alle. Ohne Ausnahme.
Wir standen in stockfinsterer Nacht an einem uns unbekannten Platz und sahen - nichts!
Das heißt, allmählich wurden einige Kerzen von den Hausbewohnern entzündet und auf die Türschwellen geklebt. Auch die wenigen noch besetzten Marktstände wurden durch warmgelbes Kerzenlicht erhellt.
Jede Nacht traf es einen anderen Stadtteil für mehrere Stunden: der Strom wurde einfach abgestellt!
Ein absolut authentisches Mittelalterfeeling...
Wir fragten einen Marktverkäufer nach dem Weg. Und als sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wunderten wir uns zeitgleich, was der da eigentlich verkaufte?
Er saß auf einem Berg Sand oder Streuseln. Neugierig fragten wir nach seiner Ware. Er konnte kein Englisch, deutete aber an, wir sollten von dem Berg etwas probieren.
Boah, essen meinte der? Von dem klumpigen dunklen Berg??? Auf dem er saß???
Wir nahmen jeder tapfer einige der faserigen Krümel in die Finger, Heinrich vermutete Opium, ich vermutete Kuhdung.
Wir hatten beide Unrecht: es war ein aromatischer, köstlicher Zucker! Der Traum eines jeden Reformhäuslers - rohester Rohrohrzucker in rohester Rohform!
Der Verkäufer freute sich über unsere überraschten Bleichgesichter, wickelte uns auf unseren Wunsch hin ein Kilo in Zeitungspapier ein und wir träumten uns durch die kerzenbeleuchtete Stadt.
Aus einer dämmrigen, halb offenen Stube klangen uns melodische Kirtans entgegen, fromme, folkloristische Lieder, die von Männern und Frauen auf landestypischen Instrumenten begleitet wurden. Wir setzten uns auf die Treppenstufen um zu lauschen und wussten nicht mehr, ob wir noch auf der Erde weilten.
Samstag, 5. Mai 2012
Meine Morgenlandreise nach Nepal - Teil 5
Pashupatinath - Unter Affen und Asketen
Wir näherten uns der Tempelanlage über eine Abkürzung, die uns ein Einheimischer gewiesen hatte, durch ein lichtes Wäldchen. Der Weg war gesäumt von Steinquardern und Schreinen und bevölkert von relativ kleinen Affen. Mit KLEIN meine ich: nicht so groß wie Gorillas oder Orangutans.
Sie trugen hellbraunes Fell und lange Schwänze, die sie beim Klettern als fünften Arm benutzten.
Ausgesprochen süß waren die Babys, die sich herzergreifend an die Mutterbrüste klammerten und mit sehr zufriedenem Blick in die Welt schauten.
Da musste ich einfach die Tüte mit dem Frühstückstoast... Es gab noch nicht einmal Zeit, sich zu erschrecken, so schnell war die Tüte schon fort. Eigentlich wollte ich für ein hübsches Bild so ein Äffchen anlocken, aber daraus wurde nichts. Der Toast rannte, verfolgt von einer Affenbande durch den Wald...
Von da ab machten wir respektvolle Bögen um die Affenansammlungen, bemüht, kein Geräusch zu verursachen, das irgendwie nach Tütenrascheln klang.
Den Schreinen, viele mit Darstellungen Shivas, folgten überdachte, aber offene Behausungen für die Pilger, in denen sie schliefen oder sich über offenem Feuer eine karge Mahlzeit zubereiteten.
An einem anderen Platz der Tempelanlage saßen fast nackte Sadhus in Meditation versunken oder in teilweise bizarre Yogaübungen vertieft.
Über allem lag aromatischer Haschisch- und Räucherstäbchenduft. Es ist traditionell üblich, dass zu Ehren Shivas und zur Vertiefung der Meditation Ganja geraucht wird. Indischer Hanf ist hier eine heilige Pflanze und ist übrigens so verbreitet, wie bei uns Brennnesseln. Und Sadhus sind hier so zahlreich, wie im Vatikan Nonnen und Mönche.
Sadhus sind fast alle außergewöhnliche Gestalten, die mit harter Askese und schmerzhaften Praktiken versuchen, alles Weltliche zu überwinden und ihr Leben Shiva oder Vishnu weihen. Sie leben ausschließlich von Spenden.
Wir erreichten den kleinen Bagmati-Fluss, der mitten durch die Tempelanlage fließt. An einer Seite führen Treppen, die Ghats, hinab zum Wasser, unterbrochen von Steinblöcken, auf denen die Toten verbrannt werden. Die zurückbleibende Asche wird dem Fluss übergeben.
Überwältigt von der Ungewöhnlichkeit dieses Ortes ließen wir das Geschehen gegenüber von einem Aussichtspunkt auf uns wirken. Die Ansicht des Surya-Ghats, wo gerade zwei Leichen zur Einäscherung vorbereitet wurden, war für uns eine Lektion in Offenheit und Einbeziehung des Todes in das Leben. Ein krasser Gegensatz zu unserer Kultur.
Zu dieser Jahreszeit führte der kleine Bagmati-River nur wenig Wasser und entsprechend unverdünnt sind die Abwässer, Totenasche und auf natürliche Weise Verendetes.
Grauschwarzes Wasser.
In der Mitte des Flussbettes angeschwemmte Scheiterhaufenkohle, Knochen und Unrat jedweder Art.
Mittendrauf ein meditierendes, wiederkäuendes Kalb...
Und auf den Stufen steigen die Pilger zum rituellen Bad in die sähmige Brühe. Grusel.
Aber wir haben ja schon gelernt: das ist hier so, und warum sollte es anders sein?
In unserer Nähe sitzen zwei Sadhus, nicht die typischen aschegefärbten, rastalockenumwölkten Asketen, sondern eher zwei obdachlose, zufriedene Ganjaraucher.
Es stellte sich heraus, dass einer von ihnen fließend deutsch sprach, da er mit einer deutschen Frau verheiratet war und zwei Töchter hat. Er arbeitete lange im Frankfurter Flughafen beim Gepäck, doch nachdem die Beziehung scheiterte, zog es ihn nach Hause. Sein Ziel ist, als Eremit in die Wälder zu gehen, doch sein Meister hält ihn noch nicht für reif.
Durch ihn erfuhren wir viele interessante Dinge über das Heiligtum.
Pashupatinath ist das größte Heiligtum der Hindus. Hier nach den alten Riten eingeäschert zu werden ist das höchste Ziel der Gläubigen, denn wenn dann ihre Asche dem heiligen Bagmati-River übergeben wird, endet für sie endlich der Kreislauf der Wiedergeburten.
Ein Schluck des trüben Wassers würde uns umbringen, sagte er, während er selbst aus dem Fluss trinken könne... (Ersteres war mir völlig klar, letzteres zweifelte ich insgeheim allerdings an!)

In den kleinen Kabinen hinter den Verbrennungsplattformen halten sich Sterbende auf, die extra zu diesem Zweck hergekommen sind. Viele haben Verwandte dabei, die im Falle des Todes den Ritus durchführen. Es gibt aber auch noch die Möglichkeit der Wunderheilung an diesem Heiligen Ort.
Und noch etwas sehr Interessantes hat er uns erzählt: der Song "Sailing" von Rod Steward wurde hier, an dieser Stelle, von Gavin Sutherland komponiert, durch eine Inspiration des Gesanges von Saddhus die den Titel "Hare Krishna" sangen. Heinrich klärte mich dann darüber auf, dass der melodisch-rythmische Duktus von Sailing diesem jahrtausende alten Mantra entspricht.
Pashupatinath ist morbide, kein Ort zum Picknick machen, das wird einem schnell klar.
Spätestens wenn die Füße der hergerichteten Leiche noch einmal im heiligen Fluss gebadet werden, ein ölgetränktes Strohbüschel in den Mund des Toten gesteckt und angezündet wird. Geruch nach verbranntem Haar und Fleisch über dem Fluss liegt und Trauernde laut klagen.
Der Tod ist hier kein verdrängtes Thema, es scharen sich zu Beginn einer Verbrennung stets Schaulustige auf dem gegenüber liegenden Ufer.
Für den Besucher kann es ein Ort innerer Einkehr und Kontemplation sein, denn hier kommt jeder an seine ganz persönliche Grenze, wenn er sich die Zeit nimmt und dieses zulässt.
Wir näherten uns der Tempelanlage über eine Abkürzung, die uns ein Einheimischer gewiesen hatte, durch ein lichtes Wäldchen. Der Weg war gesäumt von Steinquardern und Schreinen und bevölkert von relativ kleinen Affen. Mit KLEIN meine ich: nicht so groß wie Gorillas oder Orangutans.
Sie trugen hellbraunes Fell und lange Schwänze, die sie beim Klettern als fünften Arm benutzten.
Ausgesprochen süß waren die Babys, die sich herzergreifend an die Mutterbrüste klammerten und mit sehr zufriedenem Blick in die Welt schauten.
Da musste ich einfach die Tüte mit dem Frühstückstoast... Es gab noch nicht einmal Zeit, sich zu erschrecken, so schnell war die Tüte schon fort. Eigentlich wollte ich für ein hübsches Bild so ein Äffchen anlocken, aber daraus wurde nichts. Der Toast rannte, verfolgt von einer Affenbande durch den Wald...
Von da ab machten wir respektvolle Bögen um die Affenansammlungen, bemüht, kein Geräusch zu verursachen, das irgendwie nach Tütenrascheln klang.
Den Schreinen, viele mit Darstellungen Shivas, folgten überdachte, aber offene Behausungen für die Pilger, in denen sie schliefen oder sich über offenem Feuer eine karge Mahlzeit zubereiteten.
An einem anderen Platz der Tempelanlage saßen fast nackte Sadhus in Meditation versunken oder in teilweise bizarre Yogaübungen vertieft.
Über allem lag aromatischer Haschisch- und Räucherstäbchenduft. Es ist traditionell üblich, dass zu Ehren Shivas und zur Vertiefung der Meditation Ganja geraucht wird. Indischer Hanf ist hier eine heilige Pflanze und ist übrigens so verbreitet, wie bei uns Brennnesseln. Und Sadhus sind hier so zahlreich, wie im Vatikan Nonnen und Mönche.
Sadhus sind fast alle außergewöhnliche Gestalten, die mit harter Askese und schmerzhaften Praktiken versuchen, alles Weltliche zu überwinden und ihr Leben Shiva oder Vishnu weihen. Sie leben ausschließlich von Spenden.
Wir erreichten den kleinen Bagmati-Fluss, der mitten durch die Tempelanlage fließt. An einer Seite führen Treppen, die Ghats, hinab zum Wasser, unterbrochen von Steinblöcken, auf denen die Toten verbrannt werden. Die zurückbleibende Asche wird dem Fluss übergeben.
Überwältigt von der Ungewöhnlichkeit dieses Ortes ließen wir das Geschehen gegenüber von einem Aussichtspunkt auf uns wirken. Die Ansicht des Surya-Ghats, wo gerade zwei Leichen zur Einäscherung vorbereitet wurden, war für uns eine Lektion in Offenheit und Einbeziehung des Todes in das Leben. Ein krasser Gegensatz zu unserer Kultur.
Zu dieser Jahreszeit führte der kleine Bagmati-River nur wenig Wasser und entsprechend unverdünnt sind die Abwässer, Totenasche und auf natürliche Weise Verendetes.
Grauschwarzes Wasser.
In der Mitte des Flussbettes angeschwemmte Scheiterhaufenkohle, Knochen und Unrat jedweder Art.
Mittendrauf ein meditierendes, wiederkäuendes Kalb...
Und auf den Stufen steigen die Pilger zum rituellen Bad in die sähmige Brühe. Grusel.
Aber wir haben ja schon gelernt: das ist hier so, und warum sollte es anders sein?
In unserer Nähe sitzen zwei Sadhus, nicht die typischen aschegefärbten, rastalockenumwölkten Asketen, sondern eher zwei obdachlose, zufriedene Ganjaraucher.
Es stellte sich heraus, dass einer von ihnen fließend deutsch sprach, da er mit einer deutschen Frau verheiratet war und zwei Töchter hat. Er arbeitete lange im Frankfurter Flughafen beim Gepäck, doch nachdem die Beziehung scheiterte, zog es ihn nach Hause. Sein Ziel ist, als Eremit in die Wälder zu gehen, doch sein Meister hält ihn noch nicht für reif.
Durch ihn erfuhren wir viele interessante Dinge über das Heiligtum.
Pashupatinath ist das größte Heiligtum der Hindus. Hier nach den alten Riten eingeäschert zu werden ist das höchste Ziel der Gläubigen, denn wenn dann ihre Asche dem heiligen Bagmati-River übergeben wird, endet für sie endlich der Kreislauf der Wiedergeburten.
Ein Schluck des trüben Wassers würde uns umbringen, sagte er, während er selbst aus dem Fluss trinken könne... (Ersteres war mir völlig klar, letzteres zweifelte ich insgeheim allerdings an!)

In den kleinen Kabinen hinter den Verbrennungsplattformen halten sich Sterbende auf, die extra zu diesem Zweck hergekommen sind. Viele haben Verwandte dabei, die im Falle des Todes den Ritus durchführen. Es gibt aber auch noch die Möglichkeit der Wunderheilung an diesem Heiligen Ort.
Und noch etwas sehr Interessantes hat er uns erzählt: der Song "Sailing" von Rod Steward wurde hier, an dieser Stelle, von Gavin Sutherland komponiert, durch eine Inspiration des Gesanges von Saddhus die den Titel "Hare Krishna" sangen. Heinrich klärte mich dann darüber auf, dass der melodisch-rythmische Duktus von Sailing diesem jahrtausende alten Mantra entspricht.
Pashupatinath ist morbide, kein Ort zum Picknick machen, das wird einem schnell klar.
Spätestens wenn die Füße der hergerichteten Leiche noch einmal im heiligen Fluss gebadet werden, ein ölgetränktes Strohbüschel in den Mund des Toten gesteckt und angezündet wird. Geruch nach verbranntem Haar und Fleisch über dem Fluss liegt und Trauernde laut klagen.
Der Tod ist hier kein verdrängtes Thema, es scharen sich zu Beginn einer Verbrennung stets Schaulustige auf dem gegenüber liegenden Ufer.
Für den Besucher kann es ein Ort innerer Einkehr und Kontemplation sein, denn hier kommt jeder an seine ganz persönliche Grenze, wenn er sich die Zeit nimmt und dieses zulässt.
Donnerstag, 3. Mai 2012
Bärlauchsalat
Wenn ihr euch etwas beeilt, findet ihr auf feuchten Waldwiesen oder Bachufern den heißbegehrten Bärlauch. Vorsicht: nicht mit giftigen Maiglöckchen verwechseln! Er ist allerdings am Knoblauchgeruch leicht zu erkennen.
Zu dieser Zeit trägt er schon seine weißen Sternchenblüten.
Die Zutaten für den Supreme-Salat:
1 halber Lollo Rosso Salat (in Streifen schneiden)
1 handvoll Alfalfasprossen (wenn nicht vorhanden, dann paar feine Gurkenscheiben)
2 Tomaten (sehr fein geschnitten)
1 gelber Paprika (fein gewürfelt)
3 Eßl. Sonnenblumenkerne
Dressing:
2-3 Eßl. Balsamico-Essig
2-3 Eßl. Kürbiskern- oder Olivenöl
1/3 päck. Soja-Cuisine
Salz und weißen Pfeffer nach belieben
Eine gute Prise Rohrohrzucker rundet den Geschmack noch ab.
Dazu passt wunderbar warmes Baguette oder Ofenkartoffeln oder Pasta oder...
Zu dieser Zeit trägt er schon seine weißen Sternchenblüten.
Die Zutaten für den Supreme-Salat:
1 halber Lollo Rosso Salat (in Streifen schneiden)
1 handvoll Alfalfasprossen (wenn nicht vorhanden, dann paar feine Gurkenscheiben)
2 Tomaten (sehr fein geschnitten)
1 gelber Paprika (fein gewürfelt)
3 Eßl. Sonnenblumenkerne

Dressing:

2-3 Eßl. Balsamico-Essig
2-3 Eßl. Kürbiskern- oder Olivenöl
1/3 päck. Soja-Cuisine
Salz und weißen Pfeffer nach belieben
Eine gute Prise Rohrohrzucker rundet den Geschmack noch ab.
Dazu passt wunderbar warmes Baguette oder Ofenkartoffeln oder Pasta oder...
Mittwoch, 2. Mai 2012
Monatsfeier im Kindergarten - Mai
Zu Beginn jeder Monatsfeier singen wir das Lied "Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder", dann wird unsere Holz-Jahreszeitenuhr weiter gedreht und wir tragen gemeinsam unser "Wissen" zu diesem Monat zusammen: Maiglöckchen blühen, Maikäfer kommen aus der Erde, Vogelkinder schlüpfen, ...
Ein Strauß blühende Zier- Johannisbeere steht auf der Bühne und ein blaues Tuch fließt als Bächlein quer über das grüne Tuch. Im Bach liegt ein dicker Stein.
Ein wuseliger, gruseliger Wolltroll nähert sich mit einem Kescher dem Bach. Er versucht erst einen Vogel zu fangen, dann eine Wespe, dann angelt er mit dem Netz nach den Forellen. Zum Glück fängt er nichts, sondern verwuselt sich nur in seinem eigenen Netz und legt sich dann etwas weiter weg zum Nickerchen hin.
Alles ist wieder friedlich und die Tiere beruhigen sich.
Aus einem Erdloch schlüpft ein dicker, träger Maikäfer und klettert für seinen ersten Flugversuch im Leben auf den Baum am Bach. Unbeholfen startet er und stürzt über dem Bach ab, landet aber zum Glück auf dem Stein darin. Die Ente watschelt los, um Michl, den Zwerg zum Helfen zu holen.
Derweil erwacht der Troll und fängt mit dem Kescher den Käfer. Michl hat es beobachtet und berät leise mit den Kindern, wie man dem Maikäfer helfen könne.
Schließlich wird die Wespe gefragt, ob sie den Troll in den Popo stechen könne. Während der Troll vor der Wespe fort läuft, befreit Michl den Käfer. Er hält ihn hoch in die Luft und singt das alte Lied "Maikäfer, flieg...", brummend schwirrt er davon.
Den Kescher zerbricht Michl, damit der Troll damit kein Unheil mehr anrichten kann.
Wir beenden die Monatsfeier mit dem Lied "Mai ist's und ein Käferlein".
Labels:Tierschutz
Waldorfsachen / Monatsfeier
Mittwoch, 25. April 2012
Meine Morgenlandreise nach Nepal - Teil 4
Auf dem Weg zum Pashupatinath
Ungefähr 5 km Fussweg durch die Stadt lagen heute vor unserem Zielort: dem höchsten Hinduheiligtum, Ziel ungezählter Pilger und Sadhus.
Gemächlich trabten wir durch das bunte Gewimmel der Straßen. Bereits der Weg ist das Ziel, wie man ja weiß...
Beim Überqueren einer Hauptstraße war Vorsicht angesagt, die eigentlich vierspurige Fahrbahn wurde teilweise sechsspurig befahren von: Radfahrern, Mopeds, Tuktuks, Ochsenkarren, Rikschas, Eselreitern, Hunden, LKW's und - ja wirklich: relativ wenigen Autos! Und zwischendurch, mittendrin eine liegende, wiederkäuende Kuh, um die sich der gesamte Verkehr herumschlängelte!
Fasziniert von dieser Welt(un)ordnung versuchten wir, nicht überfahren oder umgerannt zu werden.
Wir gingen gerade an einem offenen Kellerfenster vorbei, als uns drinnen ein Mann freundlich anrief, und uns zu Verstehen gab, dass wir hinein kommen sollten. Einladungen lehnt man nicht ab, und Heinrich voran, stiegen wir in ein rauchgeschwärztes Kellergewölbe hinab. Unten erwartete uns eine 8-köpfige, gutgekleidete Familie mit erwartungsvollen Augen, als kämen Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht zu Besuch.
Während die Mutter kochte, saßen wir mit den anderen am Familientisch und erfuhren viel vom Leben in Kathmandu. Unser Gastgeber arbeitete als Lehrer und die Familie besaß etwa einen mittleren Lebensstandart, nach nepalesischen Verhältnissen jedenfalls...
Bei uns wäre die gesamte Wohnsituation als menschenunwürdig eingestuft worden. Das behielten wir aber für uns.
Die Mutter bestand darauf, dass wir mitessen und servierte ein spaghettiähnliches Gericht mit roter Sauce. Lecker, ein authentisches Nepalgericht!
Niemand kann sich vorstellen, wie scharf dieses Essen war. Ein Feuerschlucker hätte es glatt verweigert! Und hier: alle Kinderlein am futtern, als wenn nix wäre. Heinrich und ich versuchten auch so zu tun, als wenn nix wäre. Es war hart für uns. Einfach nur hart. Ich versuchte zu schlucken, ohne dass das Essen mit meiner Zunge in Berührung kam. Ging aber nicht.
Heinrich war schnell fertig mit seinem Teller und lobte das Essen. Ich glaube, er beherrschte den Zungentrick!
Meine Chance war gekommen: ich schob ihm meinen Teller unter und entschuldigte mich bei den Gastgebern mit Stomach-ache, wobei ich leidend meinen Bauch drückte. Wurde akzeptiert und Heinz übernahm "überglücklich" die Portion. Noch nie war ich jemandem so dankbar!
Nach wortreichem, fröhlichem Abschied ging es weiter, dem Pashupatinath-Tempel zu.
Eine Hausecke mit Schaufenster, davor aufgeregte, drängende Kinder und Jugendliche. Heinrich, wie immer neugierig, schaute über die etwa 30 verschieden hohen Köpfe hinweg, um das Wunder, die Sensation zu erblicken:
ein Fernsehapparat. Schwarz-Weiß. Eine Attraktion.
Der Verblödungsvirus schleicht sich nun auch hier ein, aber er wird es schwer haben, zum Glück. Erstens, weil hier fast keiner das Geld dafür hat und zweitens, weil aus Sparsamkeitsgründen für mehrere Stunden abends und nachts der Strom abgestellt wird. Das sollte bei uns auch eingeführt werden. Wenn ich Königin von Deutschland wär :-o ...
Es war bereits Nachmittag, als wir an der Tempelanlage ankamen.
Ungefähr 5 km Fussweg durch die Stadt lagen heute vor unserem Zielort: dem höchsten Hinduheiligtum, Ziel ungezählter Pilger und Sadhus.
Gemächlich trabten wir durch das bunte Gewimmel der Straßen. Bereits der Weg ist das Ziel, wie man ja weiß...
Beim Überqueren einer Hauptstraße war Vorsicht angesagt, die eigentlich vierspurige Fahrbahn wurde teilweise sechsspurig befahren von: Radfahrern, Mopeds, Tuktuks, Ochsenkarren, Rikschas, Eselreitern, Hunden, LKW's und - ja wirklich: relativ wenigen Autos! Und zwischendurch, mittendrin eine liegende, wiederkäuende Kuh, um die sich der gesamte Verkehr herumschlängelte!
Fasziniert von dieser Welt(un)ordnung versuchten wir, nicht überfahren oder umgerannt zu werden.
Wir gingen gerade an einem offenen Kellerfenster vorbei, als uns drinnen ein Mann freundlich anrief, und uns zu Verstehen gab, dass wir hinein kommen sollten. Einladungen lehnt man nicht ab, und Heinrich voran, stiegen wir in ein rauchgeschwärztes Kellergewölbe hinab. Unten erwartete uns eine 8-köpfige, gutgekleidete Familie mit erwartungsvollen Augen, als kämen Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht zu Besuch.
Während die Mutter kochte, saßen wir mit den anderen am Familientisch und erfuhren viel vom Leben in Kathmandu. Unser Gastgeber arbeitete als Lehrer und die Familie besaß etwa einen mittleren Lebensstandart, nach nepalesischen Verhältnissen jedenfalls...
Bei uns wäre die gesamte Wohnsituation als menschenunwürdig eingestuft worden. Das behielten wir aber für uns.
Die Mutter bestand darauf, dass wir mitessen und servierte ein spaghettiähnliches Gericht mit roter Sauce. Lecker, ein authentisches Nepalgericht!
Niemand kann sich vorstellen, wie scharf dieses Essen war. Ein Feuerschlucker hätte es glatt verweigert! Und hier: alle Kinderlein am futtern, als wenn nix wäre. Heinrich und ich versuchten auch so zu tun, als wenn nix wäre. Es war hart für uns. Einfach nur hart. Ich versuchte zu schlucken, ohne dass das Essen mit meiner Zunge in Berührung kam. Ging aber nicht.
Heinrich war schnell fertig mit seinem Teller und lobte das Essen. Ich glaube, er beherrschte den Zungentrick!
Meine Chance war gekommen: ich schob ihm meinen Teller unter und entschuldigte mich bei den Gastgebern mit Stomach-ache, wobei ich leidend meinen Bauch drückte. Wurde akzeptiert und Heinz übernahm "überglücklich" die Portion. Noch nie war ich jemandem so dankbar!
Nach wortreichem, fröhlichem Abschied ging es weiter, dem Pashupatinath-Tempel zu.
Eine Hausecke mit Schaufenster, davor aufgeregte, drängende Kinder und Jugendliche. Heinrich, wie immer neugierig, schaute über die etwa 30 verschieden hohen Köpfe hinweg, um das Wunder, die Sensation zu erblicken:
ein Fernsehapparat. Schwarz-Weiß. Eine Attraktion.
Der Verblödungsvirus schleicht sich nun auch hier ein, aber er wird es schwer haben, zum Glück. Erstens, weil hier fast keiner das Geld dafür hat und zweitens, weil aus Sparsamkeitsgründen für mehrere Stunden abends und nachts der Strom abgestellt wird. Das sollte bei uns auch eingeführt werden. Wenn ich Königin von Deutschland wär :-o ...
Es war bereits Nachmittag, als wir an der Tempelanlage ankamen.
Montag, 16. April 2012
Stumme Riesen in Holthausen
In unserem Dorf gibt es einige sehr standhafte, alteingesessene Gestalten. Dies wurde mir beim letzten Osterfeuer bewusst, als ich mich an folgendes Ereignis erinnerte:
Die uralte Winterlinde
Osterfeuer 2010, es gab viel fliegende Glutfetzen und der Wind kam ausnahmsweise von Süden in Richtung der alten Linde. Niemand merkte es, als die Glut sich in den hohlen Stamm hinunter fraß und nur wenn man genau hinsah, konnte man am nächsten Vormittag im Hellen eine dünne Rauchfahne aufsteigen sehen.
Ein Löschzug der Freiwilligen (gut und gerne 20 Leute) pumpte von oben durch eine natürliche Öffnung mindestens eine Stunde lang Wasser in den Baum, unten kam allerdings nichts raus ...
Dann wurde seitlich ein Fenster in den Baum geschnitten, um auch hier noch Wasser einzuleiten, doch die Linde hat einfach alles weggesoffen :-)) Die Freiwilligen auch das letzte Bier vom Vorabend :-))
Der etwa 400 Jahre alte Baum war noch vor 50 Jahren begehbar, das erzählte mir nun ein früherer Dorfbewohner. Die Kinder sind damals in seinem Inneren bis hinauf gestiegen. Doch allmählich hat er seinen Stamm geschlossen, und seit ich im Dorf wohne (20 Jahre) kenne ich ihn nur in dieser Form.
Das untere Bild zeigt zwei Fotos, durch das viereckige Fenster im Inneren des Baumes aufgenommen. Links ist deutlich die dunkle, zusammengewachsene Borke mit kleinem Sehschlitz zu erkennen.
Rechts zeigt das Innere des Baumes mit Blick nach oben.
Hier und da sind noch kleine offene Stellen, wo die Fledermäuse ein und aus fliegen ...

Der alte Birnbaum
An Karfreitag ahnt er schon, was samstags auf ihn zukommt:
seit 30 Jahren ist der Osterfeuer- platz nur wenige Meter von ihm entfernt, und fast immer fliegt Hitze und Glut in seine Krone. Als würde er sich das ganze Jahr über daran erinnern, wächst er deshalb immer stärker in die andere Richtung und dreht sich dabei um sich selbst, da seine nächsten Äste die Hitze nicht aushalten.
Jeden Ostersamstag steht er sozusagen im Fegefeuer.
Dennoch blüht er jedes Jahr und trägt Früchte! Er lässt sich einfach nicht unterkriegen ...
Der Pfefferkuchenbaum
Am Dorfende wuchs vor Urzeiten eine Buchenhecke. Von ihr ist nichts geblieben, außer die Eckstämme an der Weggabelung.
Diese Stämme haben sich so geheimnisvoll verschlungen, dass sie Höhlen, Mulden und Beulen bilden, die bizarr aussehen und die Phantasie anregen.
Außerdem ist der Pfefferkuchenbaum ein mystisches Gewächs, denn im Advent, wenn ihn die Abendglut in rosa Licht taucht, wachsen in seinen Höhlungen Pfefferkuchen, die unser damals noch kleiner Leo gern einsammelte.
Die Blitzeiche
In unserem Garten stehen vier alte Eichen. Sie sind alle ungefähr 250 Jahre alt und schützen das Haus vor den schlimmsten Stürmen.
Als Kyrill wütete fielen die mächtigen Tannen des Nachbarn binnen weniger Minuten krachend auf die Wiese vor dem Haus.
Und bei uns? Kein Dachpfännchen verschoben ... Dank der alten Eichen.
Eine von ihnen, die Mittlere, wurde vor ca. 30 Jahren von oben bis unten durch einen Blitz aufgeschnitten. Am ca 4 Meter langen Wundrand hatte sich bis zu unserem Zuzug neue Rinde gebildet, doch wirklich erholt hat sie sich davon nie. Sie hat von allen Eichen die wenigsten Blätter, Pilze wachsen unten am Stamm und im Holz wütet der Wurm.
Trotz ihres etwas gebrechlichen Erscheinens widersteht sie bisher immer noch allen Stürmen.
Ich glaube, sie liebte es auch immer, wenn Leo auf sie kletterte und in den ausladenden Ästen hoch über der Wiese schaukelte. Und wenn sich unser damals noch junger Hund Molly an das Seil in ihrem untersten Ast verbiss und ebenfalls schaukelte ...
Alle werden älter. Molly genießt es nun, unten am Stamm der Eiche zu liegen und in der Sonne zu dösen. Leo spielt nicht mehr darin, sondern sägt abgestorbene Äste heraus ...
Die alten Bäume sahen viele Lebewesen vor uns in Holthausen - und werden noch nach uns viele Neue unter sich wandeln und spielen sehen.
-Was ist Zeit- ?
Die uralte Winterlinde
Osterfeuer 2010, es gab viel fliegende Glutfetzen und der Wind kam ausnahmsweise von Süden in Richtung der alten Linde. Niemand merkte es, als die Glut sich in den hohlen Stamm hinunter fraß und nur wenn man genau hinsah, konnte man am nächsten Vormittag im Hellen eine dünne Rauchfahne aufsteigen sehen.
Ein Löschzug der Freiwilligen (gut und gerne 20 Leute) pumpte von oben durch eine natürliche Öffnung mindestens eine Stunde lang Wasser in den Baum, unten kam allerdings nichts raus ...
Dann wurde seitlich ein Fenster in den Baum geschnitten, um auch hier noch Wasser einzuleiten, doch die Linde hat einfach alles weggesoffen :-)) Die Freiwilligen auch das letzte Bier vom Vorabend :-))
Der etwa 400 Jahre alte Baum war noch vor 50 Jahren begehbar, das erzählte mir nun ein früherer Dorfbewohner. Die Kinder sind damals in seinem Inneren bis hinauf gestiegen. Doch allmählich hat er seinen Stamm geschlossen, und seit ich im Dorf wohne (20 Jahre) kenne ich ihn nur in dieser Form.
Das untere Bild zeigt zwei Fotos, durch das viereckige Fenster im Inneren des Baumes aufgenommen. Links ist deutlich die dunkle, zusammengewachsene Borke mit kleinem Sehschlitz zu erkennen.
Rechts zeigt das Innere des Baumes mit Blick nach oben.
Hier und da sind noch kleine offene Stellen, wo die Fledermäuse ein und aus fliegen ...


Der alte Birnbaum
An Karfreitag ahnt er schon, was samstags auf ihn zukommt:
seit 30 Jahren ist der Osterfeuer- platz nur wenige Meter von ihm entfernt, und fast immer fliegt Hitze und Glut in seine Krone. Als würde er sich das ganze Jahr über daran erinnern, wächst er deshalb immer stärker in die andere Richtung und dreht sich dabei um sich selbst, da seine nächsten Äste die Hitze nicht aushalten.
Jeden Ostersamstag steht er sozusagen im Fegefeuer.
Dennoch blüht er jedes Jahr und trägt Früchte! Er lässt sich einfach nicht unterkriegen ...
Der Pfefferkuchenbaum
Am Dorfende wuchs vor Urzeiten eine Buchenhecke. Von ihr ist nichts geblieben, außer die Eckstämme an der Weggabelung.
Diese Stämme haben sich so geheimnisvoll verschlungen, dass sie Höhlen, Mulden und Beulen bilden, die bizarr aussehen und die Phantasie anregen.
Außerdem ist der Pfefferkuchenbaum ein mystisches Gewächs, denn im Advent, wenn ihn die Abendglut in rosa Licht taucht, wachsen in seinen Höhlungen Pfefferkuchen, die unser damals noch kleiner Leo gern einsammelte.
Die Blitzeiche
In unserem Garten stehen vier alte Eichen. Sie sind alle ungefähr 250 Jahre alt und schützen das Haus vor den schlimmsten Stürmen.
Als Kyrill wütete fielen die mächtigen Tannen des Nachbarn binnen weniger Minuten krachend auf die Wiese vor dem Haus.
Und bei uns? Kein Dachpfännchen verschoben ... Dank der alten Eichen.
Eine von ihnen, die Mittlere, wurde vor ca. 30 Jahren von oben bis unten durch einen Blitz aufgeschnitten. Am ca 4 Meter langen Wundrand hatte sich bis zu unserem Zuzug neue Rinde gebildet, doch wirklich erholt hat sie sich davon nie. Sie hat von allen Eichen die wenigsten Blätter, Pilze wachsen unten am Stamm und im Holz wütet der Wurm.
Trotz ihres etwas gebrechlichen Erscheinens widersteht sie bisher immer noch allen Stürmen.
Ich glaube, sie liebte es auch immer, wenn Leo auf sie kletterte und in den ausladenden Ästen hoch über der Wiese schaukelte. Und wenn sich unser damals noch junger Hund Molly an das Seil in ihrem untersten Ast verbiss und ebenfalls schaukelte ...
Alle werden älter. Molly genießt es nun, unten am Stamm der Eiche zu liegen und in der Sonne zu dösen. Leo spielt nicht mehr darin, sondern sägt abgestorbene Äste heraus ...
Die alten Bäume sahen viele Lebewesen vor uns in Holthausen - und werden noch nach uns viele Neue unter sich wandeln und spielen sehen.
-Was ist Zeit- ?
Abonnieren
Posts (Atom)